Schon bei der Anfrage, ob er beim Freundeskreis-Videoabend dabei sein könne, kam die spontane Antwort: „Das mache ich sogar gerne.“ Und genau dieses ‚gerne‘ strahlte Andreas ‚Dibo‘ Dibowski am Mittwoch aus. Spannend, informativ, aber auch sehr humorig nahm er die Freundeskreis-Mitglieder mit auf eine Reise durch die gemeinsame Zeit mit FRH Corrida, die in der WM-Teilnahme ihren bisherigen Höhepunkt fand.
„Es hätte damals niemand gedacht, dass dort so ein Juwel heranwächst“ schilderte Dibo die Erinnerung an seine erste Begegnung mit dem Pferd, das der Besitzer auf der Verdener Auktion wegen zu geringer Gebote zurück gekauft hatte. Über verschiedene Empfehlungen kam die Contendro-Tochter dann vierjährig nach Döhle. Die gemeinsame Arbeit hatte mit dem Sieg beim Bundeschampionat 2014 einen ersten Höhepunkt erreicht. Zwei Jahre später ging die Reise nach Frankreich zur Weltmeisterschaft für die Nachwuchspferde („Die erste echte Standortbestimmung“).
Besonders eindrucksvoll sein Vergleich mit dem blutgeprägten Barbados, den er ebenfalls mit nach Le Lion-d’Angers genommen hatte: „… da nimmt ein Barbados einer Corrida im Gelände mal eben 20 Sekunden ab. Für ein eher warmblütiges Pferd wie Corrida wird es ab der 7-8 Minute wirklich anstrengend. Sie muss viel mehr arbeiten als ein Blutpferd wie Barbados“.
Im Rückblick konnte er schmunzeln: Den bisher einzigen Geländefehler gab es in Münsters Nachbarschaft. CIC* Everswinkel 2015, eine Kombination am Hang, A oben, B unten und für die Pferde erst in der Flugphase zu sehen. „Das war zu viel für die junge Stute. Noch vor B machte sie eine extrem-schnelle 180-Grad-Wendung und ich stand neben ihr.“ In seiner offenen Art erzählte er freimütig, dass er in dieser Prüfung auch bei seinem Start mit Wolfsmond den Sattel unfreiwillig verlassen hatte.
Offenheit auch bei der Einschätzung der Disziplinen: „Corrida fühlt sich in der Dressur nicht wohl – und auch nicht wohl an, aber sie lässt sich arbeiten“, so beschrieb Dibo die schwächste Disziplin seiner Stute. „Dafür kann ich mich im Springen immer auf sie verlassen, im Gelände ist sie ehrgeizig. Sie hat immer super Trainingswerte weil sie die fleißigste ist.“
Auch dem championatserfahrenen FRH Butts Avedon musste sich die „Diva“ in einem Vergleich stellen: „Ich hätte mich in Tryon auf Avedon im Gelände sicherer gefühlt, allein aufgrund seiner Erfahrung. Im Springen war ich aber sehr froh, dass ich Corrida dabei hatte.“ Es war die neunte Null-Runde beim zehnten ***/****-Start.
Deutliche Worte fand er für die Veranstaltung in Tryon. „Ich war vor zwei Jahren dort und habe nach der Vergabe der WM gesagt ‚da will ich reiten‘. Am Ende war ich sehr enttäuscht und fand es für alle traurig. Für uns, für die Pferde, die Pfleger, den Veranstalter.“
Das Thema Blut und Blutanschluss wurde während des über drei Stunden dauernden Besuchs immer wieder aufgegriffen und führte zu einem Ausflug in die Trainingslehre und den Aufbau von jungen Vielseitigkeitspferden bis zur körperlichen Reife.
Bemerkenswert auch, dass aus einer einzigen Frage nach der Verabschiedung noch fast eine Stunde des Austausches wurde, die bezeichnender Weise mit der Bitte einer Zuhörerin endete: „Kannst du morgen nochmal wiederkommen und weitererzählen?“. Ein rundherum gelungener Abend. Danke Dibo.